Schüleraustauschprogramme

Unsere Schule Talitha Kumi pflegt seit vielen Jahren Schulpartnerschaften mit Schulen in Deutschland. Durch diese Schulpartnerschaften werden wertvolle Erfahrungen und Begegnungen möglich.

Allgemeine Ziele der Austausche:

  1. Erweiterung der sprachlichen Kompetenz der deutschen Sprache. Die Aufenthalte können zur Stärkung der vor allem mündlichen Sprachkompetenz der Schüler und verhelfen ihnen zum flüssigen Sprechen.

  2. Erweiterung des Horizonts (Kennelernen des Landes und der Kultur, in dem die Sprache gesprochen wird). Das Kenenenlernen anderer Kulturen kann die Erziehung zur Toleranz und Frieden beitragen. Andere in ihrem Anders-Dasein zu akzeptieren und zu verstehen.

  3. Kennenlernen von Methoden und Arbeitsweisen. Die Austausche sind an Projekte gebunden, aus denen die Schüler eine oder mehrere Fertigkeiten erlernen sollen, die für ihr Lebenslanges –Lernen sinnvoll sind und zur Entfaltung ihrer Persönlichkeiten beitragen können.

  4. Die Schüler sind auf beiden Seiten zur aktiven Teilnahme an den Projekten motiviert und bereit. Die Projektarbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Begegnungsreisen. Die Begegnungen werden über Stiftungen finanziert, die ihr Geld an Projekt-gebundene Arbeit geben.

Praktische Durchführung der Austauschreisen

  1. Transparenz bei der Auswahl der mitreisenden Schülerinnen und Schüler (klare Kriterien wie Deutschkenntnisse, Sozialverhalten, Zugehörigkeit zur Zielgruppe etc.)

  2. Vorstellung des Begegnungsprogramms vor Interessierten, dann aktive Bewerbung der Schülerinnen und Schüler für die Teilnahme, dann Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

  3. Inhaltliche Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf die Reise. Die Schülerinnen und Schüler werden inhaltlich von ihren begleitenden Lehrern auf die Begegnung mit ihren Partnerschülern und auf den Aufenthalt in den Gastfamilien vorbereitet.

  4. Nachbereitung der Reise/des Projekts

  5. Evaluation der Begegnungsreise bei allen Beteiligten.

  6. Die Schülerinnen und Schüler zahlen einen Beitrag von 300 USD vor Beginn der Reise.

Die Wichtigsten Austauschprogramme in Talitha Kumi

Seit 2010 gibt es zwischen der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Schule Talitha Kumi und dem Gymnasium Finkenwerder und der Stadtteilschule Finkenwerder in Hamburg einen Schüleraustausch. Zielgruppe dieser Austauschreise ist die Klasse 10 DIAP.

Ziel der Begegnung zwischen Talitha Kumi und Finkenwerder ist vor allem ein Austausch zwischen palästinensischer und deutscher Kultur, ein Entdecken von Unterschiede und Gemeinsamkeiten und die Entwicklung eines interkulturellen Verstehens.

Auf dem Programm des Austausch-Besuchs in Finkenwerder stehen jedes Jahr Unterrichtsbesuche, Ausflüge und Führungen in Hamburg und in Finkenwerder sowie eine Exkursion nach Berlin. Beim Gegenbesuch der Schüler aus Finkenwerder in Beit Jala stehen auch Besuche der Heilige Stätten und historischen Orte in Bethlehem und Jerusalem auf dem Programm.

Wie in den letzten Jahren stand auch 2016 ein Besuch im Hamburger Rathaus auf dem Programm. Die Schülergruppe wurde von der SPD-Politikerin Silvia Wowretzko empfangen. Nach einer Führung durch das Rathaus ergab sich eine angeregte Diskussion mit Frau Wowretzko zu verschiedenen Themen, wie Flüchtlingspolitik in Hamburg und die Möglichkeit für die Schüler aus Talitha Kumi, Praktikumsplätze in Hamburg zu bekommen. Frau Wowretzko engagiert sich seit einigen Jahren für den Austausch zwischen Talitha Kumi und Finkenwerder.

Die Schüler aus Talitha Kumi stellten auf einem Heimatabend im Gymnasium Finkenwerder den Gasteltern ihre Schule und ihre Heimat vor. Sie zeigten auch Kurzfilme über ihr Leben in Palästina. Der Abend wurde mit einem Dabke-Tanz beendet.

Ein Höhepunkt des Besuches war die zweitägige Exkursion nach Berlin. Die Schülergruppe besuchte das Missionshaus des Berliner Missionswerks. Dort gab es ein Gespräch mit palästinensischen Studenten, die in Berlin studieren. Sie berichteten den Austauschschülern von ihren Erfahrungen in Deutschland. Im Anschluss hatten die Schüler ein Gespräch mit Herrn Nieper (Nahostreferent des Berliner Missionswerkes und Vorsitzender des Schulverwaltungsrats von Talitha Kumi), der den Schülern von der Arbeit des Berliner Missionswerkes in Palästina und auf der ganzen Welt berichtete. Am zweiten Tag der Exkursion machte die Austauschgruppe eine Stadtrundfahrt durch Berlin. Sie besichtigten das Holocaust-Mahnmal, das Brandenburger Tor und den Reichstag. Danach gab es eine Führung im Tränenpalast mit der Ausstellung „Grenz-Erfahrung“, die die Geschichte des Grenzübergangs zwischen Ost- und Westberlin an der Friedrichstrasse erzählt.

Während des Austauschprogramms arbeiten die Schüler beider Schulen an einem Projekt. 2016 lautete das Thema des Projekts „Einwanderung und Auswanderung in Deutschland und Palästina/Israel von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts“. Die Austauschgruppe machte im Rahmen der Projektarbeit eine Exkursion zum Auswanderer-Museum Ballinstadt. Dort erlebten die Schüler die Ein- und Auswanderungsgeschichte Hamburgs über vier Epochen. In insgesamt drei Häusern begleitet man Menschen mit all ihren Wünschen und Träumen auf dem Weg in eine neue Heimat.

Im Mittelpunkt des Austauschprogramms im Jahre 2015 stand ein Theaterprojekt. Das Thema der szenischen Collage war „Heimat“. Was ist Heimat, was bedeutet Heimat für mich und was wäre ich ohne meine Heimat? Diese und andere Fragen zu Zukunft, Träumen, Freiheit und Unterdrückung stellten die Jugendlichen aus Beit Jala und Finkenwerder und entwickelten anschließend innerhalb des gemeinsamen Theaterprojekts Szenen, mit denen man das Publikum zum Nachdenken, zur Auseinandersetzung mit sich selbst und der Begegnung mit einer anderen Kultur anregte.

Dieses Austauschprogramm und die damit verbundene Reise nach Deutschland bereichert das Bewusstsein der palästinensischen Schüler und ermöglicht ihnen, die deutsche Kultur näher kennen zu lernen. Es ist ein Beitrag zu Völkerverständigung.

Koordinator des Austauschprogramms Finkenwerder- Hamburg : Yousef Tushyeh

Seit 10 Jahren findet ein Schüleraustausch zwischen unserer Schule Talitha Kumi in Palästina, den Kibbuzim und Moschawim der Region Drom Hasharon in Israel und den Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-sozialpflegerischen Schulen in Emmendingen statt.

Unsere Schüler_innen aus Talitha Kumi treffen sich mit Schüler_innen aus Israel zu einem gemeinsamen Aufenthalt in Emmendingen. Dort werden sie in deutschen Gastfamilien untergebracht. Im Anschluss daran reisen die Emmendinger Schülerinnen und Schüler nach Palästina und Israel, wo sie ebenfalls in den Familien ihrer Gäste wohnen.

Folgende Aktivitäten sind bei der Programmgestaltung neben den Unterrichtsbesuchen besonders wichtig:

  • gemeinsames Singen und Musizieren

  • gemeinsames Kochen landestypischer Speisen

  • gemeinsames Kanufahren auf dem Altrhein

  • gemeinsame Fahrten in der Region Emmendingen

So ermöglicht dieser Austausch unseren Schüler_innen, junge Menschen aus Deutschland kennenzulernen und ihre Kultur zu verstehen.

Die Emmendinger Schüler_innen können bei ihrem Besuch in Palästina in ihren Gastfamilien die Lebensgewohnheiten und die Kultur des Landes kennenlernen.

Koordinator des Austauschprogramms Emmendingen : Milad Ibrahim

Die Partnerschaft zwischen Talitha Kumi und der Hans-Ehrenberg-Schule in Bielefeld-Sennestadt resultiert aus der Verbindung zu Herrn Duncker und aus der intensiven Unterstützung des Projekts durch die Schulleiterin, Frau Wilmsmeier. Beide waren im Vorfeld mehrfach zu Besuch in Talitha Kumi und hatten unsere Schule in ihr Herz geschlossen. Da die HES eine evangelische Schule ist, die im Gegensatz zu den staatlichen Schulen eine gewisse Eigenständigkeit besitzt, ist die Genehmigung der Gegenbesuche bisher nie ein Problem gewesen.

Auf dieser Basis fand im Juni 2012 die erste Reise einer Schülergruppe aus Talitha nach Bielefeld statt; es war die damalige 9 D mit Eyass, Angelina, Nadeem, Bissan usw. Die Folgebesuche fanden 2014 und 2016 statt. Beim ersten Besuch war es eine reine DIAP-Klasse; danach bestanden die Gruppen zum größten Teil aus Schüler_innen aus dem Tawjihi-Bereich.

Die Gegenbesuche haben bislang immer im darauffolgenden Jahr (2013 und 2015) stattgefunden, und zwar in der Zeit kurz vor Ostern; der nächste Besuch steht unmittelbar bevor: wir erwarten die Gruppe am 2. April 2017.

Getragen wird der Austausch vor allem durch Herrn Kalle Peitzmann, unterstützt durch seine Kollegin Stephanie Bittner. Herr Peitzmann kümmert sich um die Finanzierung beider Besuchsreisen, bereitet die Sennestädter Schüler_innen auf ihre Gastgeberrolle – inklusive Einstimmung auf die orientalische Kultur – sowie auf den Besuch in Palästina vor, plant das Programm beider Reisen und ist bei der Durchführung beider Fahrten rund um die Uhr präsent.

Bielefeld war in der Nachkriegszeit vor allem durch die 1891 gegründete Firma des Pudding- und Backpulver-Produzenten Dr. Oetker bekannt geworden. Später machte auch der Fußballclub DSC Arminia Schlagzeilen. Die sogenannte Sennestadt ist eine auf dem Reißbrett entworfene und zwischen 1956 und 1965 erbaute Kleinstadt, in der viele Vertriebene und Flüchtlinge eine neue Heimat fanden und die heute ein Stadtbezirk von Bielefeld ist. Bielefeld liegt in Ostwestfalen, ungefähr in der Mitte zwischen Hannover und Dortmund.

Während des Aufenthalts in Bielefeld gibt es neben Besuchen im Unterricht und einem gemeinsamen Musik- oder Kunstprojekt eine von den gastgebenden Schüler_innen vorbereitete und gestaltete Stadtführung, einen Besuch bei Dr. Oetker mit Pizza und Museumsbesuch, eine Wanderung durch den Teutoburger Wald, nicht weit von dem Ort, wo im Jahre 9 nach Chr. die Germanen unter dem Anführer Hermann dem Cherusker das Heer der Römer vernichtend besiegte; zum Programm zählt weiterhin eine Führung durch die Bielefelder Universität (im letzten Jahr durch Sandy Mattar, DIAP 2014), eine Fahrt nach Köln mit einem Besuch im Dom sowie einer Dampferfahrt auf dem Rhein; wenn noch etwas Zeit bleibt, gehen die Schülerinnen in die Kölner Shoppingmeile; aber in der Regel finden sie die Zeit zu kurz. Deshalb machen wir einen zweiten Ausflug nach Dortmund; in der dortigen Thier-Galerie haben sie ca. 6 Stunden Zeit; ob das reicht? Eine Schülerin ist letztes Jahr mit ihrer Austauschfamilie noch einmal nach Dortmund gefahren, um ihren Shopping-Bedürfnissen nachzukommen. Natürlich gibt es auch in der Bielefelder Innenstadt die Möglichkeit, shoppen zu gehen, nur ist die Auswahl etwas begrenzt. Die Wochenenden verbringen die Schüler/innen in den Gastfamilien. Manche Gastgeber planen größere Ausflüge, etwa nach Hamburg, an die Nordsee oder nach Berlin; andere unternehmen etwas in der Region, z.B. eine Fahrt zum Safaripark oder Klettern im Hochseilgarten.

Ein ganz besonderer Höhepunkt im Programm ist der Info-Abend Palästina; die palästinensischen Schüler/innen berichten ihren Partnerschüler/innen und deren Eltern sowie weiteren Interessierten aus der Schulgemeinde über Talitha Kumi, Beit Jala und das Leben in der von Israel besetzten Westbank. Es ist immer ein Abend mit Emotionen und vielen interessanten Fragen und Beiträgen.

Da sich bei unserem Besuch im Juni das Schuljahr meistens dem Ende nähert, gibt es oft Veranstaltungen, wie Musik- und Theaterabende oder Tage der Offenen Tür, an denen unsere Schüler/innen teilnehmen und sich zum Teil gestaltend einbringen können.

Koordinator des Austauschprogramms Bielefeld:  Siegfried Kremeyer

Weitere Partner in Deutschland

Im August 2017 fuhr eine zehnköpfige Delegation mit Lehrerinnen und Lehrern aus dem Schulzentrum Talitha Kumi nach Schneeberg. Sie hospitierten einige Tage an verschiedenen evangelischen Schulen in Sachsen und tauschten sich mit Lehrern dieser Schulen aus. Nachdem sie hospitierten, folgten ein Ausflug nach Wittenberg zu Stätten der Reformation und ein Kurs in Schneeberg zum Thema Friedensarbeit.

Die evangelische Schulstiftung Sachsen hat in Kooperation mit dem Schulträger dem Berliner Missionswerk diesen Besuch der Gruppe in Sachsen ermöglicht. Betreuer und Organisator des Besuches war Pfarrer Frank Meinel aus der St.-Wolfgangs-Kirche in Schneeberg, der ein großer Freund und Unterstützer Talitha Kumis ist.