Auf Vermittlung des Vertretungsbüros der Bundesrepublik Deutschland in Ramallah lud Schulleiter Matthias Wolf das Karlsruher Konzert-Duo zu einem besonderen Konzertabend ein.
Das Karlsruher Konzert-Duo (Reinhard Armleder, Cello und Dagmar Hartmann, Klavier) begleitete die zurückliegenden Tage ein besonderes Musiksozialprojekt im Westjordanland, genannt Sounds of Palestine.
Wir freuen uns, dass die beiden Musiker auch Station an Talitha Kumi machten, den Schülerinnen und Schülern ein Schülerkonzert ermöglichten und für Fragen der Schülerschaft zur Verfügung standen. Der Höhepunkt war ein gut besuchtes Konzert des Duos gemeinsam mit Sounds of Palestine am Dienstag, den 10.09.19 im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Musik, Kultur und Begegnung an Talitha Kumi“.
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Sounds of Palestine, ein nachhaltiges Sozialprojekt für Kinder in Palästina nach dem Vorbild der erfolgreichen venezolanischen Musikschulbewegung „El Sistema“, die in einem Hinterhof in der venezolanischen Hauptstadt Caracas unter Federführung ihres Gründer José Antonio Abreu, ein Musiker und Pädagoge, begann und Musik als Medium für sozialen Wandel einsetzt. Auch bei Sounds of Palestine werden Musikerziehung und pädagogische Arbeit miteinander kombiniert. Es gibt ein Programm für Kindergartenkinder und ein Nachmittagsprogramm für Schüler.
AM Mittwoch, den 10.09. fanden sich gegen 16:00 etwa 40 von insgesamt etwa 160 Kindern Jugendlichen im Alter von 6-17, deren Musik- und Instrumentallehrer, Projektmanager Ahmad Al’azzeh und Orchesterleiterin Fabienne van Eck in Talitha Kumi ein und wurden von unserem Musiklehrer Wolfgang W. empfangen.
Ein letztes Mal wurde Bizets Farandole, Freddie Mercurys „Bohemian Rhapsody“ und ‘Adeesh Kan Fe Nas von Fairuz geprobt, ehe es auf die Bühne ging. Eröffnet wurde der Abend von den Mitgliedern des Talitha Kumi Kinderchores Sidra Abu Gosh (7DIA) und Dina Gedeon (9DIA) mit „Somewhere over the rainbow“, ein Hoffnungs- Sehnsuchtslied, das Musiklehrer Wolfgang W. für sie und diesen Abend bewusst aussuchte. Schulleiter Matthias Wolf begrüßte Musiker und Gäste aufs herzlichste. Und dann ging es los.
Die jungen Künstler waren hoch konzentriert und diszipliniert. Das versetzt in Staunen, weiß man doch aus welchen Kontext unsere Kinder und Jugendlichen kommen: Al Àzzeh, Aida und Dheiseh in Bethlehem, größtenteils aus sozial benachteiligten Familien. Das Umfeld ist und bleibt schwierig, insbesondere in den Flüchtlingscamps. Umso wichtiger ist es Pflicht und Aufgabe der Musikschaffenden, der Musikpädagogen und Verantwortlichen, Kindern und Jugendlichen diesen Raum des Musikmachens zu ermöglichen, in dem sich vieles ereignet: miteinander musizieren, aufeinander hören, das einander wahrnehmen, respektieren, Stärkung des Ichs, Ausbau der Sozialkompetenzen, und Friedenserziehung und vieles mehr.
Davon sind auch die beiden weitgereisten, hochprofessionellen Künstler Reinhard Armleder (Cellist) und Dagmar Hartmann (Pianistin) aus Süddeutschland überzeugt. Die letzten Tage verbrachten sie viele Stunden mit Sounds of Palestine, unterstützten bei der Probenarbeit und am Konzertabend, den sie zu einem besonderen Abend werden ließen.
Vom ersten Bogenstrich an war es mucksmäuschenstill in der Kirche Talitha Kumis. Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Mit ihren Interpretationen von Robert Schumanns „Fantasiestücke“ op. 73, F. Mendelssohn Bartholdys “Liedern ohne Worte“ in D-Dur, op. 109, Johannes Brahms „Sonate in F Dur“, Op. 99 (1886), Franz Liszts „Liebestraum“, Op. 62 no. 3 (arrangiert von Gaspar Cassadó), Sergei Rachmaninovs „Danse Orientale“, Op. 2, no. 2, Enrique Granados “Orientale” sowie Manuel de Falla “La vida breve”, zogen sie das Publikum in ihren Bann. Es war, als würde die Musik in andere, unbeschreibliche, vollkomene Welten tragen.
Das Publikum zollte allen Musikerinnen und Musikern großen Applaus. Das sagenhafte Musikerduo verabschiedete sich mit Saint Saens „Der Schwan“, eine Perle abendländischer Musik, und entschwand mit ihm zurück nach Deutschland. Ein Liebestraum ging zu Ende.
Wolfgang Weible
Musik ADLK